Heizungscheck oder Systemcheck ?
Nicht schon wieder oder: Viel Aufwand ... und dann?
Ich war schon etwas verwundert, als aus aktuellem Anlass seitens des BMWK das Thema "Heizungscheck" wieder einmal zur Diskussion steht. Hat man denn aus der Vergangenheit nichts gelernt oder das eigentliche Ziel aus den Augen verloren: Anlagen effizienter zu machen oder einfach Energie zu sparen?
Aber der Reihe nach, damit nichts falsch verstanden wird: Es spricht nichts dagegen, einen "Check" der Heizungsanlage (zur turnusmäßigen Wartung) durchzuführen. Das hatten wir in der Branche schon einmal vor gut 15 Jahren mit bescheidenem Erfolg! Oder "laufen" die Anlagen heute merklich besser? Das damalige Punktesystem (Malusregelung) zur Bewertung der Systemkomponenten war im Ansatz nicht schlecht, aber leider viel zu aufwändig = zeitintensiv. Der wesentliche Punkt war aber: Welche Maßnahmen folgten daraus - oder besser: Welche Maßnahmen sind überhaupt möglich?
Systemcheck statt Heizungscheck
Man wird eins feststellen: Rohrleitungen sind nicht gut isoliert, es ist ev. eine alte, nicht effiziente Pumpe eingebaut und der hydraulische Abgleich ist nicht gemacht. Ok. Und jetzt? Pumpe einstellen: Auf welche Werte? Heizleistung absenken: Um wieviel %? Heizkurve absenken: Wie weit? Ventile voreinstellen: Auf welchen Kv-Wert ? Kritische Heizkörper tauschen: Nach welchen Parametern? usw., usw.
Leider wird immer wieder der gleiche Fehler gemacht - es ist doch wirklich nicht so schwer: Wir haben einen Bedarf an Wärme (Heizlast), der durch ein Angebot an Leistung (Heizleistung der Übertragerflächen) gedeckt werden muss. Und dazu muss IMMER vorab eine raumweise Heizlastberechung = eine Dienstleistung von einem Fachmann namens Nachplaner, Systemoptimierer, Energiearchitekt oder Hausarzt - suchen Sie sich einen Begriff aus - durchgeführt werden. Diese Fachleute in dieser Berufsgruppe gibt es leider (noch) nicht in ausreichender Anzahl mit dem notwendigen Wissen und der verfügbaren Zeit!
Erst denken, dann handeln
Die aktuelle Studie der FIW über den Energieverbrauch in privaten Haushalten deckt ein weiteres "Problem" auf: Rund 30% aller Wohngebäude haben einen viel zu hohen Wärmedarf. Hier hilft langfristig keine Anlagentechnik, sondern nur im ersten Sanierungsschritt eine Reduzierung des Transmissionswärmebedarf. Gleichzeitig muss auch die Wärmerückgewinnung bei der Lüftung deutlich mehr in den Focus eines Sanierungskonzeptes gestellt werden. Ja, das kostet - aber es ist nachhaltig und erfordert zumindest ein Sanierungskonzept, um die Auswirkungen einer energetischen Sanierung dem Anlagenbreiber deutlich aufzuzeigen.
Trotz allem müssen wir jetzt anfangen: Wir benötigen einen Systemcheck und KEINEN Heizungscheck. Gerade unter dem Aspekt "weg von Gas - hin zur Wärmepumpe" MUSS definitiv immer eine Systemanalyse (Gebäudehülle, Wärmeübergabe, Wärmeverteilung, Speicherung und Wärmeerzeugung) vor einer Sanierungsmaßnahme durchgeführt und die Bausteine aufeinander abgstimmt werden. Alles andere wird weder kurz- noch langfristig zu einem relevanten Erfolg in Sachen Energieeinsparung führen.
Im Markt sind alle notwendigen Strukturen und Tools zu Umsetzung vorhanden. Man muss es einfach nur im Sinne einer nachhaltigen "Zeit- und Wissensinvestition" tun.
Es grüßt mit voller Unterstützung der Kampagne "Energiewechsel"
Bernd Scheithauer